Durch Hochhausschluchten schlendern, unerwartet schmucke Ecken finden oder einfach die Menschen der Großstadt beobachten: Diese Bücher machen Lust auf den Big Apple im Frühling. Illustration: Jorghi Poll.


Die Stadt gehört mir

Wenn man jahrelang in derselben Stadt wohnt, entwickelt man ein blindes Auge – selbst dann, wenn man in New York City lebt. Also versuchte Susan Kaufman, langsamer zu werden, die Schönheit der Großstadt einzusaugen – und es funktionierte: Plötzlich sah sie wieder architektonische Details, Blumenläden, schöne Haustüren … Die verzweigten Spazierwege der Bloggerin bestimmen den Fokus dieses Bildbands. Das Ergebnis ist ein intimes Porträt ihrer Stadt, zugleich Inspiration, die eigene Stadt mit neuen Augen zu betrachten.

Susan Kaufman
New York. Wie es keiner kennt
Midas Collection, 176 S.


Der Geschmack des Big Apple

Verliebt in die Stadt! New York schmeckt nicht nur gut, wie die 50 hier versammelten Rezepte beweisen, es ist auch Schauplatz berühmter Liebesgeschichten. Zum Frühstück serviert dieses bunt gestaltete Buch voller Rezeptideen »Frühstück bei Tiffany’s«, zu Mittag geht es mit »Barefoot in the park« und Jane Fonda in den Central Park, mit »Harry und Sally« werden Torten verkostet oder »Triple Choc Cookies« (siehe Rezept) genossen, »Schlaflos in Seattle« gibt es abends dann den atemberaubenden Blick über die Stadt. New York für alle Sinne.

Lisa Nieschlag, Lars Wentrup
Verliebt in New York. Rezepte und Geschichten
Hölker, 176 S.



Auf Zeitreise durch New York mit Fran Lebowitz

Da soll noch einmal jemand sagen, Streaming-Plattformen würden dem Buchmarkt die Leser/innen abspenstig machen, bei der New-York-Ikone Fran Lebowitz ist definitiv das Gegenteil der Fall. Denn vermutlich jede/r, der die siebenteilige Scorsese-Doku »Pretend it’s a City« gesehen hat, kann nicht mehr genug von dieser eigenwilligen Schriftstellerin bekommen. Der Rowohlt Verlag leistet Abhilfe und legt mit »New York und der Rest der Welt« eine deutschsprachige Zusammenstellung alter Texte der Kultautorin vor, die im Original bereits in den Jahren 1974 bis 1994 erschienen sind. Das Buch hält alles, was sich die Neo-Lebowitz-Fancrowd da draußen erhofft hat: Gewitzte Alltagsbetrachtungen über den Big Apple und seine Bewohner/innen, zynische Bonmots, Stichwort: »Sie schreiben Gedichte und sind noch nicht tot?«, und einiges aus der Rubrik Besser-leben-mit-Fran-Lebowitz. Man beachte da vor allem ihre Kolumnen zu den Themen (Lese-)Reisen, Kinder: Pro oder Kontra und die sachdienlichen Hinweise zu chronischer Schlafsucht und zur Wohnungssuche. Dass die Texte allesamt schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, machen sie nur umso charmanter, hier wird eifrig am Festnetz telefoniert, unfassbar viel geraucht, und Lauren Bacall ist auch noch am Leben. Einziger Wermutstropfen: Die Autorin befindet sich laut eigenen Angaben seit den 1990er-Jahren in einer Dauerschreibkrise, deshalb heißt es, diese raren Texte langsam zu genießen.

Fran Lebowitz
New York und der Rest der Welt
Rowohlt, 352 S.


Kein Big Apple ohne Iris Apfel

Nach ihrer viel beachteten und geliebten Essay-Biografie »Accidental Icon« aus dem Jahr 2019 legt der Schweizer Midas Verlag zur perfekten Ergänzung nun auch einen Bildband mit den schönsten Outfits und Accessoires der legendären Mode-Ikone und erfolgreichen Innenausstatterin Iris Barrel Apfel vor. Denn die Grand Dame der schrägen Outfits, die im hohen Alter zum ersten Mal als Covergirl glänzte, wurde vergangenen August 100 Jahre alt. So lässt sich dieses Frühjahr ein wenig New Yorker Flair und Exzentrik nach Hause holen und in aller Ruhe genießen. Als 2005 das Metropolitan Museum of Art bei Iris Apfel anklopfte und eine kleine Ausstellung mit ihren Modeaccessoires und ihrem Schmuck plante, stellte sich das Leben der Geschäftsfrau auf den Kopf. Von nun an wurde sie auf der Straße erkannt und ihr Ruf begann ihr vorauszueilen: Starfotograf Eric Boman verbeugt sich hier in über neunzig fotografischen Inszenierungen vor der betagten Stilikone. Aber auch Iris Apfel selbst kommt zu Wort, erzählt in einem Essay über ihre lebenslange Faszination für Mode und unterstreicht dies mit privaten Fotos aus ihrem langen und umtriebigen Leben. Fotograf Eric Boman gelingt es mit diesem 160 Seiten starken, und auf Englisch bereits 2007 erschienenen Buch, Iris Apfels Lust zum Improvisieren und Experimentieren einzufangen und jetzt auch den deutschsprachigen Leser/innen zu beweisen, dass Neugier und Leidenschaft für eine Sache keine Frage des Alters sind. New York ist da, wo wir sind!

Eric Boman, Iris Apfel
Mehr ist mehr. Die Mode der einzigartigen Iris Apfel
Midas Collection, 160 S.

Mehr dazu im Buchkultur Sonderheft Schön & gut 2022!