Illustration: Lisbeth Zwerger aus »Der Nussknacker« (NordSüd Verlag)
Lassen Sie mich meinen kleinen Spaziergang durch die heimische Kinderbuchszene mit zwei Debüts beginnen. Debüts mit Gemeinsamkeiten. Erstens stammen beide Autorinnen aus Graz und zweitens wollen sie mit ihren Texten Mut zusprechen. Margit Wickhoff möchte mit ihrer Geschichte »Emma und die Federmaus« (Edition Keiper) Kindern zeigen, dass auch scheinbar weit entfernte Ziele und Wünsche erreichbar sein können. Dazu braucht es nur den besonderen »Ich kann es«-Zauber. Vera Juriatti erzählt in »Leon und Louis oder: Die Reise zu den Sternen« (Kollektiv Verlag) die berührende Geschichte von dem kleinen Leon und seinem Umgang mit dem Tod seines Geschwisterchens, auf das er sich schon so gefreut hat. Die Autorin ist diplomierte Kinderkrankenschwester und selbst fünffache Sternenkindmama.
Schon arriviert und auch aktuell wiederum preisgekrönt sind die nächsten beiden Autorinnen, über die ich berichten möchte: Lena Raubaum erhielt 2016 den DIXI Kinderliteraturpreis, und heuer wurde ihr neues Buch »Qualle im Tierheim« (Obelisk Verlag) in die Kollektion des Österreichischen Kinder- und Jugendliteraturpreises aufgenommen. In ihrer Geschichte für 5–10-Jährige über Max, von allen Qualle genannt, der sich nichts sehnlicher als einen Hund wünscht, gibt sie viele Tipps für den Umgang mit Hunden und tolle Bastelanleitungen für Hundespielzeug. Der Österreichische Kinder- und Jugendbuchpreis 2014 ging an Rosemarie Eichinger für ihr Buch »Essen Tote Erdbeerkuchen?« In ihrem neuen Buch »Das unheimliche Haus des Herrn Pasternak« (Luftschacht) geht es wiederum geheimnisvoll zu. Die kleine Anabel muss in das furchteinflößende Haus ihres unheimlichen Nachbarn, um ihren Kater und ihren kleinen Bruder zu retten. Was sie da vorfindet, ist schlicht unglaublich, und Anabel kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus.
Einen Bestseller der Sonderklasse hat Robert Schneider 1992 mit seinem Debüt vorgelegt: »Schlafes Bruder« wurde ein internationaler Erfolg. Vor Kurzem ist sein erstes Kinderbuch erschienen, in dem er von einem verträumten Jungen erzählt, der viel Zeit mit Nachdenken verbringt und fasziniert ist von den kleinen Dingen der Welt. »Schneeflockensammler« ist im Jungbrunnen Verlag erschienen, die Illustrationen stammen von der großen Linda Wolfsgruber.
Apropos Bestseller: Die geborene Steirerin Usch Luhn, seit Langem lebt sie in Berlin, hat sich neben ihren zahlreichen Serien aktuell auch der Corona-Schulgeschichte gewidmet: In »Wir sind auch mit Abstand klasse« (Carlsen) erzählt sie von den vielen neuen Regeln und dem veränderten Alltag. Im Frühjahr ist übrigens bei Ueberreuter bereits »Mala und das flüsternde Haus, das wunderbar magische Sommerabenteuer eines mutigen Waisenmädchens« erschienen.
Weiter geht es mit zwei Autoren, die ihre beiden Kater so lieben, dass sie sich von ihnen zu neuen Texten inspirieren ließen: Spannung, gepaart mit viel Humor bietet die neue Kinderkrimireihe von Christoph Mauz, der für seine vergnüglichen Lesungen bekannt ist. »Kalle und Kralle« heißt diese. Der erste Band mit dem Titel »Ein Kater gibt Gas« (Ravensburger) führt in die Geschichte des sprechenden, gadget-affinen Katers Kralle und des ermittlungshungrigen Helden Kalle ein. Die Illustrationen stammen aus der Feder von Vera Schmidt. Band 2 erscheint im Februar 2021.
Auch der feinsinnige Künstler und Autor Willy Puchner liebt seinen rot-weiß gefleckten Kater Tiger sehr. So sehr, dass er nun viele Beobachtungen und Erlebnisse mit ihm mittels Illustrationen, Fotografien und teils berührenden, teils humorvollen Texten liebevoll zusammengefasst hat. Erschienen ist das Buch im G&G Verlag.
Einer der ganz großen und wertvollen Vertreter der heimischen Kinderbuchszene hat heuer seinen 60. Geburtstag gefeiert: Heinz Janisch. Er publiziert in mehreren österreichischen und deutschen Verlagen. Schon 1989 fand sein erstes Buch Aufnahme in unserem Magazin: »Vom Untergang der Sonne am frühen Morgen« (Umbruch Verlag), das er während eines Stipendienaufenthaltes in Rom geschrieben hatte, wurde später übrigens mit der Kleinverlagsprämie des Kulturministeriums ausgezeichnet. Stellvertretend für sein aktuelles Schaffen möchte ich Ihnen »Jaguar, Zebra, Nerz« (Tyrolia) ans Herz legen. Diese verträumt-poetische Reise durch die zwölf Monate des Jahres ist ein Projekt, das er gemeinsam mit dem niederösterreichischen Illustrator und Kinderbuchautor Michael Roher kreierte. Zur Würdigung des Schaffens von Janisch wurde ihm vor Kurzem der Große Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur verliehen.
Last but not least: Der 70. Geburtstag von einem ganz Großen der internationalen Kinderbuchszene! Der in Salzburg geborene Michael Neugebauer hat als Verleger (heute: minedition) weltweit gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler entdeckt, darunter auch die Wienerin Lisbeth Zwerger, Preisträgerin der Hans-Christian-Andersen-Medaille. Am 1.1.1979 erschien in der Edition Neugebauer ihr illustriertes Buch »Nußknacker und Mäusekönig«, wovon es vor Kurzem eine Neuauflage im Insel Verlag gab.
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Margit Wickhoff, „Emma und die Federmaus“ (Edition Keiper), 34 S.
Vera Juriatti, Leon und Louis oder: „Die Reise zu den Sternen“ (Der Kollektiv Verlag), 40 S.
Robert Schneider, „Der Schneeflockensammler“ (Jungbrunnen), 32 S.
Usch Luhn, „Wir sind auch mit Abstand klasse!“ (Carlsen), 128 S.
Usch Luhn, „Mala und das flüsternde Haus“ (Ueberreuter), 224 S.
Christoph Mauz, „Kalle und Kralle. Ein Kater gibt Gas“ (Ravensburger), 256 S.
Willy Puchner, „Mein Kater Tiger“ (G & G Verlag), 48 S.
Heinz Janisch, „Jaguar, Zebra, Nerz. Ein Jahresbuch“ (Tyrolia), 32 S.
E.T.A.Hoffmann, „Nussknacker und Mäusekönig“ (Insel Verlag), 126 S.
Dieser Text erschien zuerst in Buchkultur Österreich Spezial 2020: