Was bedeutet mir Lesen? Diese Frage klingt zwar simpel, ist aber gar nicht so leicht zu beantworten. Als ein Mensch ohne Smartphone verbinde ich Lesen ausschließlich mit Büchern, Zeitschriften und Papier, da ich auch digitale Texte meist ausdrucke, um sie wirklich in Ruhe lesen und begreifen zu können. Die ersten Begriffe, die mir zum Lesen einfallen, sind einerseits Information und Interesse und andererseits Entspannung und Loslassen. In meinem Beruf als Psychologin ist das Lesen von Fachbüchern ein fester Bestandteil, sei es im Rahmen der Ausbildung zum Lernen und Informieren oder zur eigenen Interessensbefriedigung und Weiterbildung. Privat liebe ich Bücher, die meine Aufmerksamkeit verschlingen und mich in eine andere Welt bringen, da mich das in einen richtigen „Flow“ versetzen kann und mir dabei hilft, jede Pflicht und jeden Stress abzuschalten und mich ganz entspannt auf die Geschichte einzulassen. Wobei ich es auch beim Lesen in meiner Freizeit nicht lassen kann, Bücher zu lesen, die etwas mit Psychologie zu tun haben. Am liebsten lese ich zum „Abschalten“ Krimis oder Psychothriller (am besten von der Mama empfohlen), egal ob literarisch wertvoll oder billig und reißerisch. Hauptsache Spannung pur! Doch auch dabei darf es nicht fehlen, dass eine Kriminalpsychologin vorkommt, der Täter auf der Psychiatrie landet oder die Kommissarin Psychotherapie in Anspruch nehmen muss.
Natürlich merke ich auch, dass mich die Geschichte in einem Buch relativ schnell mitreißen muss, während dies bei Geschichten im Fernsehen/Netflix leichter geht und weniger bieten muss. Ein Buch soll etwas Besonderes für mich sein, ich will Hasenohren in die Seiten machen, schöne Stellen anzeichnen, Notizen dazuschreiben, Spuren im Buch hinterlassen und es mit Erinnerungen verbinden. Deswegen werden digitale Medien für mich keine Bücher ersetzen können, da Bücher mehr sind als nur Papier mit Text, sondern sie an Erlebnisse und Emotionen geknüpft sind.
Johanna Jensen, in Wien geboren, wo sie auch lebt. Psychologiestudium an der Uni Wien. Tätig als klinische Psychologin.