Heiterer Entwicklungsroman, Krimi und Milieustudie des Ruhrpotts der 1980er Jahre. Foto: Emons Verlag.


Elke de San Antonio entführt in ihrem Erstling in ihre Heimatstadt Dortmund des Jahres 1983. Der Protagonist dieses schwungvoll-witzigen Romans ist Manfred, ein Mittvierziger, der alleine mit seinem Wellensittich Hubsi wohnt und am liebsten für alle unsichtbar ist. Mausbraun gekleidet vermeidet er jegliche Kontakte, ja fürchtet sie wie die Pest. Bis eines Tages die hochgewachsene, hopfenblonde, attraktive Grit in seinem Wohnhaus einzieht und damit nicht nur seine Gefühlswelt völlig durcheinanderbringt. De San Antonio führt hier vor, wie ein einziger Mensch eine eingeschworene (Haus-)Gemeinschaft durcheinanderzuwirbeln vermag. Manfred wird zu Höchstleistungen angespornt und ist der Hauptakteur in der Rettung des Wohnhauses. Dazwischen gibt es noch mafiöse Geschäfte und sehr viel Zeitgeist der 1980er, als die kleinbürgerliche Welt noch sehr klein war, und man sich abends mit belegten Brotschnittchen mit Gürkchen, einem Glas Bier und einer gemütlichen Ratesendung begnügte.

Die vierhundert Seiten dieses äußerst gelungenen Romanerstlings lesen sich ausgesprochen flott, bestehen aus witzigen Dialogen und minutiösen, trotzdem kurzweiligen Schilderungen und Szenen. Die knapp zwei Monate umfassende Handlung bildet nicht nur eine humorige Erzählung, sie entführt auch in eine gar nicht so weit zurückliegende Vergangenheit: So manch eine Erinnerung dürfte während der Lektüre bildhaft auftauchen, man vermeint als Leserin wie eine Zeitreisende mitten im lebendigen Geschehen zu sein. Leichtfüßige Lektüre mit einer großen Portion süßer Nostalgie!

Elke de San Antonio
Leberwurst mit Gürkskes
Emons, 400 S.