Die besten Krimis für den Sommer 2022:

Doug Johnstone, Eingeäschert
Ü: Jürgen Bürger
Polar, 424 S.

Platz 4

Doug Johnstone überzeugt nicht nur mit spannendem Plot.

Der Meister des »Tartan Noir« ist u. a. Journalist, Singer-Songwriter und – promovierter Atomphysiker. Seinen jüngsten Fall lässt der in Edinburgh lebende Autor in seiner Stadt handeln: Er spielt glänzend auf der Klaviatur jener Wissenschaft, die sich mit Schwarzen Löchern, Quarks und Teilchen befasst – allerdings so perfekt eingebettet ins Meta der Physik, dass es nicht nur poetisch ist, sondern eine Ahnung von Zusammenhängen vermittelt, die größer sind als unser Bewusstsein. Darüber hinaus stellt er gnadenlos klar, dass alles Leben ununterbrochen mit dem Ende konfrontiert ist, wir wollen es bloß nicht wahrhaben.

Anders als die drei Generationen von bewundernswerten Frauen, die das Hauptpersonal von »Eingeäschert« stellen, aber wenn man ein Bestattungsunternehmen betreibt, gehört das Unvermeidliche zum Berufsalltag. Und doch: Da bleibt immer ein unaufgelöster Rest. Vielleicht hat der soeben verschiedene Ehemann der ältesten der Damen deshalb den Verabschiedungsräumen eine Detektei angeschlossen? Die Fragen mehren sich, Antworten sind so schwer fassbar wie Asche im Wind. Erstaunlich, wie sich Johnstone in die drei Frauen einfühlt, erstaunlich auch, wie wenig makaber das Ambiente sich präsentiert. Das Grauen wohnt anderswo und nährt sich von Lüge, Missbrauch, Verrat. Doug Johnstone legt nicht bloß einen spannenden Plot vor, er erzählt gleichzeitig philosophisch von allem: von Leben und Tod – auf geradezu beunruhigende Weise gelassen –, und das in einem Thriller, der auch von der Topografie lebt, wie das Nachwort von Anthony J. Quinn hervorragend erörtert.


Die besten Krimis für den Sommer 2022:
<< Platz 5 ___ Platz 3 >>