Magie und Träume gehören zur Arbeit der italienischen Anthropologin Arianna Cecconi, und die hat sie auch in ihren ersten Roman »Teresas Geheimnis« eingebracht.


Die alte Teresa liegt stumm in ihrem Bett im Wohnzimmer des Feigenbaumhauses und wartet auf ihren Tod. Um sie herum findet Alltag statt: Tortelli, Rotwein und Rosenkranz drinnen, der Nebel der Po-Ebene, den sie dort »Eselsbauch« nennen, draußen. Es sind nur Frauen im Haus, Frauen aus drei Generationen, alle irgendwie mit Teresa verwandt oder befreundet. Sie erzählen Geschichten aus der Vergangenheit, als die Familie noch Seidenraupen züchtete und versuchen einander – unter diesen ganz besonderen Umständen – wieder näher zu kommen. Und sei es beim Schauen der Telenovela, die seit vielen Jahren läuft. Cecconi hat da ein Buch für Leserinnen geschrieben, behutsam und bedächtig nähert sie sich ihren Heldinnen, mit viel Gefühl geht sie auf ihre Besonderheiten ein. Außerdem reichert sie ihre Geschichte mit all dem an, worüber sie wissenschaftlich arbeitet. Da wären Träume, übersinnliche Phänomene und Erscheinungen, Blitze und silberne Schlangen oder auch die »Stimmchen«, die sich in den Frauen bemerkbar machen. Eine der Frauen ist auf verschlungenen Pfaden aus Peru gekommen, hat von dort südamerikanische Bräuche mitgebracht und fragt, was denn das sei, ein »Schuldgefühl«, denn dieses Wort kenne sie nicht. In all dem Rätselhaften, was dort in dem Haus passiert, wird endlich Teresas Geheimnis – »una donnina piccina piccina…« – eine kleine, winzig kleine Frau aus Gold, entdeckt, ein Mann kommt, das Schuldgefühl entweicht mit einem lauten Geräusch durchs Ofenrohr und so kann Teresa endlich sterben.

Arianna Cecconi
Teresas Geheimnis
Ü: Klaudia Ruschkowski
S. Marix, 280 S.