Die besten Krimis für den Sommer 2023:
Percival Everett
Die Bäume
Ü: Nikolaus Stingl
Hanser, 368 S.

Zeigt die historische Dimension von Black Lives Matter: Kühn und radikal. Foto: privat.
Percival Everetts Roman »Die Bäume« (dt. von Nikolaus Stingl) bezieht sich auf die schon von Billie Holiday (»Strange Fruit«) besungenen Bäume, an denen oft die Lynchopfer in den amerikanischen Südstaaten aufgehängt wurden. Der Roman bezieht sich auf den Fall von Emmett Till, der einem solchen Lynchmob 1955 mit vierzehn Jahren zum Opfer gefallen war, in Money, Mississippi. Dort werden heute Nachfahren der Menschen grausam ermordet, die damals an der Untat beteiligt waren. Die örtliche Polizei ist hilflos, zwei schwarze Detectives kommen aus der Stadt, um in dem Redneck-Nest, in dem Rassismus keinesfalls ausgestorben ist, aufzuräumen. Aber was in Money beginnt, setzt sich im ganzen Land fort. Es scheint eine Zombie-Armee von Lynchopfern durch die USA zu ziehen und prominente oder besonders schlimme Rassisten umzubringen, bis sich selbst Präsident Trump winselnd unter seinem Schreibtisch versteckt. Die Komik des Buchs steckt in den Dialogen der schwarzen Polizisten, die die Weißen mit Spott, Häme und Witz überziehen und in der auf die Spitze und ins Surreale übertriebenen Racheaktion, Chester Himes‘ »Plan B« lässt grüßen. Die Tragik liegt im Sujet, das die historische Dimension der Black Lives Matter-Bewegung zeigt. Everett listet auf über zehn Seiten die Namen der realen Opfer rassistischer Gewaltverbrechen auf, bis heute. Die bittere Komik macht das Grauen keinesfalls erträglicher, sondern noch spürbarer. Ein kühnes,
radikales und notwendiges Buch.
Die besten Krimis für den Sommer 2023:
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