Christian von Zittwitz ist von uns gegangen … der Erfinder des Branchenmagazins BuchMarkt und »Papst der Buchbranche« (Mathieu Carrière) ist am 21. August im Kreise seiner Familie im Alter von 79 Jahren verstorben. Foto: Archiv.


Das macht uns sehr traurig. CVZ war nicht nur eine Marke, wie nun oft zu lesen ist, sondern auch ein großer »Menschenverbinder« und Mentor. Das war auch bei uns ganz persönlich so.

Ohne ihn wären viele gute Dinge in unserem beruflichen Leben nicht passiert. Hätte es viele Begegnungen mit spannenden Menschen nicht gegeben. Vergessen werden wir ihn also nie. Auch wenn wir uns nun nicht mehr mit ihm austauschen können. Sein besonderer Blick und sein Rat haben in dieser Branche viele Wege begleitet. Dafür gebührt nicht nur Respekt, sondern auch viel Dankbarkeit.

Michael Schnepf & Christian Spanik


Zwischen Christian von Zittwitz und der Buchkultur hat es eine ganz besondere Bande gegeben. Mein Erlebnis aus dem Jahr 1994, fünf Jahre nach unserer Gründung, werde ich nie vergessen: Ein Telefonanruf: am anderen Ende der Leitung war er – Christian von Zittwitz. Ich kannte ihn nur vom Lesen, den allseits bekannten und hochgeachteten Chef vom BuchMarkt. Dieses Branchenblatt war damals für mich die Bibel, ich habe Wissen über die Branche herausgezogen, Hintergründe aus der Geschichte gelernt. Und jetzt ruft er mich an; mich – einen Newcomer aus Österreich. Er wolle mich treffen, würde nach Wien kommen für ein Gespräch mit mir, denn er findet es ziemlich bemerkenswert, was wir da machen. Gleich in der Nähe des Flughafens Wien Schwechat sind wir bei der legendären Trabrennbahn Freudenau in ein Wirtshaus gefallen, das aus einem alten Film mit Hans Moser hätte stammen können. In leicht vernachlässigtem, aber dennoch erkennbar altwienerischem Ambiente haben wir gemeinsam den Nachmittag verbracht, mit seinem ehrlichen Interesse und seiner Wertschätzung hat er mir viel Selbstvertrauen mitgegeben. Und stolz war ich obendrein. Dann ging es für ihn zurück zum Flieger.

Wenige Wochen vergingen, noch schrieben wir das Jahr 1994: Der zweite Anruf des großen Vernetzers Christian von Zittwitz bei mir und – praktisch zeitgleich – bei Christian Spanik, dem »Computer-Fuzzi aus dem Fernsehen«. »Ihr beide müsst euch kennenlernen … Der macht auch was mit CD-ROM und neuen Medien. Und er hat da Pläne. Redet mal miteinander!« Das war typisch für ihn, er hatte immer ein gutes Gefühl, wenn es darum ging, Menschen zu vernetzen. In diesem Fall sorgte er für eine ziemlich große Aktivität im deutschen Buchhandel. Eine Branche – man muss es so sagen – die damals nicht wirklich auf dem Weg zu den »neuen Medien« war, sondern eher skeptisch auf silberne Scheiben und »elektronische« Verleger blickte. Wir aber wollten, dass der Buchhandel dabei ist, wenn es um »Digitales« mit Inhalten geht. So haben wir noch am selben Tag die »Arbeitsgemeinschaft Multimedia im Buchhandel« gegründet. Christian von Zittwitz war von Beginn an dabei, es folgten viele Treffen, Gespräche und unvergessliche Momente bei der Fachmesse milia in Cannes …

Viele Jahre später, wir feiern 20 Jahre Buchkultur und fragen Branchenkenner nach der Zukunft der Literatur, schreibt uns Christian:

Liebe Buchkultur, lieber Michael,

die Antwort auf die Frage »Wohin entwickelt sich die Literatur?« (ich hätte als Zeitschrift BUCHKultur natürlich eher danach gefragt: »Wohin entwickelt sich das BUCH, oder unsere Zeitschrift Buchkultur?«) ist kurz: Sie wird sich verändern.

Die Richtung dabei ist immer klar: Ist die Literatur langweilig, wird sie unterhaltsamer. Ist sie oberflächlich, wird sie ernsthafter. Ist sie überfrachtet, wird sie leichter: Der Trend geht immer dahin, wo ein Mangel ist, irgendjemand wird ihn beheben und damit die Entwicklung vorantreiben.

Ich hoffe, ich mache meinem österreichischen Lieblingsmagazin mit dieser genialen Erkenntnis gleichzeitig ein Geburtstags-Geschenk. Denn das gilt auch für Produkte. Mein Rat: Seht Euch also Euer Magazin immer wieder kritisch an und behebt die Mängel selbst, bevor es der böse Wettbewerber tut. Aber Ihr Glücklichen: Ihr habt ja keine, Ihr seid einzigartig.

Christian von Zittwitz


Ein ganz Großer hat uns verlassen, ohne ihn würde die Buchbranche heute wohl ein wenig anders aussehen, es hätte manche Menschen um uns herum nicht geben und manche Bücher ebensowenig. Danke für die gemeinsamen Momente, Danke für unsere Freundschaft!

Michael Schnepf & das Buchkultur Team