… und sind weit davon entfernt, mit Entsetzen Scherz zu treiben – es ist ihnen bitter ernst: Sie haben Gründe für ihr Handeln, einer davon könnte im Familiensetting liegen. Da dürfte auch keine Familienaufstellung helfen. Foto: J. Robert Lennon.
Der amerikanische Autor, Musiker und Komponist John Robert Lennon verfasst Romane und Short Stories, seine 2008 erschiene Kurzgeschichte »The Rememberer« ist die Vorlage für die TV-Serie »Unforgettable«.
Der Thriller »Hard Girls« macht den Titel zum Programm: Die Protagonistinnen sind in der Tat hart drauf, was vor allem für die Zwillinge Jane und Lila sowie für deren Mutter Anabel gilt. Aber auch Janes nervtötende, übergriffige Schwiegermutter zeigt harte Kanten.
In der Geschichte einer ungewöhnlich angeordneten Familie blitzt in den Rückblenden hier und da eine Assoziation mit »Thelma and Louise« auf – Leser/innen begeben sich mit den beiden Schwestern mitunter auf eine Roadmovie-Tour, in deren Verlauf die jungen Frauen mehr als nur ein bisschen kleinkriminell agieren. Alles die Schuld der Mutter, die ihre sehr jungen Kinder immer wieder bei dem sprichwörtlich zerstreuten Professor, dem Vater, zurücklässt, für lange Phasen spurlos verschwindet? Aber welche dunklen Geheimnisse hat der Professor, der im fortgeschrittenen Alter krampfhaft an seinem Uni-Lehrstuhl klebt, obwohl er kaum noch seiner Verpflichtung nachkommt und zum Säufer geworden ist? Und wieso war Jane jahrelang im Gefängnis, während ihre Schwester ebenso spurlos abtaucht wie die Mutter? Rasante Unterhaltung, in deren Kontext die weiblichen Figuren den Part der nicht unbedingt nur sympathischen, aber faszinierenden dunklen Typen übernehmen – und im Fall der Schwestern auch gut gelernt haben, was dirty fighting bedeutet.
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J. Robert Lennon
Hard Girls
Ü: Stefan Lux
Suhrkamp, 413 S.