In ihrem neuen Roman „Wer wir sind“ behandelt Lena Gorelik die stark autobiografisch gefärbte Geschichte eines Mädchens, das mit seiner Familie die Heimat Russland verlässt und im Deutschen Westen erwachsen wird. Buchkultur hat die Autorin um ein Interview gebeten und spricht mit ihr über ihr bisheriges Werk, das (autobiografische) Schreiben, den Schreibprozess und die Sprache. Foto: Charlotte Troll.


Buchkultur: Ihr aktuelles Buch wird von Ihrem Verlag im Klappentext als autobiographischer Roman bezeichnet, das Genre der Autofiktion erfährt derzeit ja einen regelrechten Boom nach jahrelangem literaturpolizeilichem Naserümpfen und dem unterschwelligen Vorwurf, dass das ja gar keine echte Literatur wäre… Sie verwenden schon lange autobiographische Elemente in Ihren Büchern. Haben Sie das Gefühl mit „Wer wir sind“ zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Haben/Hatten Sie bislang das Gefühl mit Ihren Themen Ihrer Zeit voraus zu sein?

Lena Gorelik: Ich bin für mich mit dem Buch am richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort. Dieses Buch – dieses Thema – hatte ich schon sehr lange im Kopf, hatte immer wieder Notizen, Absätze, Versuche aufgeschrieben, und eines Tages gewusst: Jetzt bin ich so weit. Es zu schreiben, zu denken, zu erinnern, mich für Worte zu entscheiden. Es gab ein paar autofiktionale Bücher, die ich in den vergangenen Jahren gelesen habe, und die mich nachhaltig beeindruckt haben – und möglicherweise auch innerlich bestärkt haben, diesen Schritt zu gehen.
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob ich „der Zeit voraus bin“. Ich schreibe über das, was mich beschäftigt – dass die Themen wie Rassismus oder Antisemitismus immer noch so aktuell sind, dass die Bücher es immer noch sind, ist eine traurige Erkenntnis. Ich hätte sie uns allen gerne erspart. Im Vorwort von „Sie können aber gut Deutsch!“ steht, dass es hoffentlich eines Tages in den Mülleimer wandert, weil niemand dieses Buch mehr braucht. Ist leider nicht so.

 Wie geht man als Autorin damit um, wenn es den eigenen Verlag auf einmal nicht mehr gibt, die eigenen Bücher ihre „Heimat“ verlieren und nicht mehr hergestellt werden?

Seufzend, trauernd geht man damit um bzw. ich. Man fühlt ja mit den Büchern, es ist ein wenig, wie wenn das eigene Kind nicht zu einem Kindergeburtstag eingeladen ist: Man leidet mit, ist in deren Namen gekränkt.

„Wir merken uns das Leben in Geschichten, die sich gut erzählen lassen.“ schreiben Sie an einer Stelle in Ihrem neuen Buch. Haben Sie irgendwann zu leiden begonnen unter Ihren eigenen Anekdoten über sich und Ihre Familie, die Sie Journalist*innen / Publikum/ Bekannten gut vorportioniert und humoriert zum Wein serviert haben? Wollten Sie (sich) Ihre Geschichte jenseits dieser Pointen und Anekdoten erzählen?

Nein, ich habe nicht darunter gelitten, aber mir das einfach bewusst gemacht: Wie ich erzähle, was ich erzähle. Wem erzähle ich was. Und dabei gemerkt, dass ich es vielleicht manchmal so erzählt habe, dass es anderen gut ging mit meinen Geschichten. Oder dass ich sie erzähle, weil ich gefragt wurde. Und dann dachte ich: Jetzt erzähle ich, weil ich will. So wie ich will.

Wann war Ihnen klar, dass Sie für „Wer wir sind“ genau in diesem Sound – ohne den Schutzwall des Humors, der in Ihren früheren autofiktionalen Büchern eine gewisse Distanz zu den Leser*innen geschaffen hat – schreiben würden?

Als ich begann zu schreiben. Der Ton war da, ich musste ihm nichts beimischen. Ich habe eher gestrichen, mich zurück genommen. Die Sätze haben sich ergeben, genau in diesem Sound, sie haben sich selbst gemischt. Das klingt leicht esoterisch, aber beim Schreiben geht es mir oft so, dass ich weiß, wie die Texte klingen sollen. Oft suche ich lange nach dem Ton, aber ich weiß genau, wie er sich anhören muss, ich weiß also, wonach ich suche. Das war diesmal auch so.

Bei so einem Projekt: Wie viel recherchiert man? Sie erwähnen, dass Sie sich manches „als Gefühl behalten“ und sich nicht durch Recherche kaputt machen lassen wollten?

Ja, oft habe ich gedacht: Ich will das gar nicht so genau wissen. Ich will das so aufschreiben, auch wenn es möglicherweise subjektiv ist, auch wenn das vielleicht so nicht stimmt; ich will Erinnerungen, die immerzu auch verfärben, aufschreiben, mich fragen, was Erinnerungen mit dem Heute anstellen; ich wollte nicht das Wissen dahinter. Vielleicht wollte ich mehr Herz als Kopf.

Sie stellen fest:  „Warum fällt mir das alles erst jetzt beim Schreiben auf?“ Was waren Erkenntnisse, die Sie erst bei der Arbeit an „Wer wir sind“  über sich und Ihre Familie gewonnen haben?

Dass wir zu wenig gesprochen haben. Dass ich zu wenig gefragt habe, zu selten danke gesagt habe. Dass wir Erinnerungen nicht ausgetauscht haben.

Haben Sie mit Ihrer Familie darüber im Vorhinein gesprochen, dass Sie ein Buch über die Familiengeschichte schreiben würden?

Meine Eltern waren mit die ersten Leser:innen. Und vermutlich bei diesem Buch die wichtigsten. Ich habe es ihnen zitternd geschickt. Und einen langen Brief dazu geschrieben. Und danke gesagt. Dieses Buch würde nicht erscheinen, wenn sie nicht damit einverstanden gewesen wären.

Wie viel Zeit muss vergehen, damit man seine Geschichte so reflektiert aufschreiben kann?

Ich weiß es nicht. Weil in der Reflektion immer noch sehr viel Gefühl steckt, immer noch viel Ich, immer noch wenig Abstand, immer noch alles, was die Geschichte mit einem macht. Das Schreiben, gar das reflektierte, bringt mich manchmal näher in sie hinein.

… das Aufschreiben ist ja nur eine Sache. Der nächste Schritt ist, die eigene Geschichte der Öffentlichkeit, der (Literatur-)kritik auszusetzen. Wie geht man damit um, eventuell nicht oder falsch verstanden zu werden?

Ich weiß es noch nicht. Ich glaube, ich werde verletzlicher sein. Ich bin aufgeregter als vor dem Erscheinen anderer Romane, unruhiger irgendwie. Und ich weiß, dass jede Vorbereitung auf Kritik keine Schutzhaut wachsen lassen kann.

Wie präsentiert man so ein persönliches Buch auf Lesereise? Ist man da eventuell sogar erleichtert, sich mit so einem persönlichen Werk coronabedingt nicht direkt einem Publikum aussetzen zu müssen?

Hmm, gute Frage. Ich merke, dass mich die Vorstellung, es online, also zum Beispiel über Live-Streams lesen zu müssen, richtiggehend abschreckt. Angst macht. Es nicht vor Publikum – also in einen Bildschirm, eine Kamera hinein – lesen zu müssen, stelle ich mir schlimmer vor als Publikum.

Was bedeutet Schreiben (heute) für Sie? Ist es immer noch ein „Hinausschreiben aus den Umständen“?

Nein, das ist es nicht. Es ist das, was ich bin. Es ist eine selbstbewusste Tätigkeit, es ist das, was mich eben ausmacht, es ist kein Beweis mehr, kein Versuch. Obwohl ich beim Schreiben immer etwas versuche. Aber ich tue es nicht mehr ängstlich, ich kann sozusagen selbstbewusster scheitern.

Wie haben Sie es zu Beginn Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit geschafft, sich von all diesen „Türstehern der deutschen Sprache“ nicht abschrecken zu lassen? Woher kommt Ihr Vertrauen in Ihr Können, in Ihre Stilsicherheit?

Es ist doch gar nicht da, dieses Vertrauen. Also möglicherweise liest es sich so – offensichtlich, wenn Sie diese Frage stellen, – aber das Schreiben ist mehr Zweifeln als etwas anderes. Das gilt gleichermaßen für die „Türsteher der deutschen Sprache“ wie für all die Vorstellungen und Erwartungen, die ich an den Text stelle, wie für die Frage, wer bin ich denn, dass ich es mir anmaße zu schreiben…

Wie ist Ihre Arbeitsweise? Sind Sie eine disziplinierte Schriftstellerin? Haben Sie fixe Schreibzeiten, das berühmte „eigene Zimmer“ zum Schreiben? Einen eigenen Schreibtisch?

Ich habe einen eigenen Schreibtisch, der allerdings im Wohnzimmer steht. Sprich: Manchmal schreibe ich zwischen den Playmobil- und Lego-Figuren meiner Kinder. Ich kann nur vormittags schreiben, da bin ich am konzentriertesten. Ansonsten gilt: Lärm stört nicht. Ich kann in Cafés schreiben, in Zügen, zuhause. Sehr gerne schreibe ich auf Lesereisen, einfach, weil ich da tagelang – bis zu den abendlichen Lesungen – alleine bin. Und am besten komme ich voran, wenn ich wirklich jeden Tag schreibe. Das ist wie Musikinstrumente üben: Man kommt aus der Übung, wenn man Pause macht.

Vor einem neuen Buchprojekt, was ist da das Härteste? Das Anfangen, das leere Blatt? Gibt es Schreibkrisen? Prokrastination?

Alles, und ganz viel davon. Am Anfang ist eben die Suche nach dem Ton. Das ist der längste Prozess. Die ersten dreißig, vierzig Seiten schreibe ich zig Male um. Bis ich weiß, so muss es klingen. Bei „Wer wir sind“ habe ich nach sechzig Seiten noch einmal komplett von vorne angefangen. Alles einfach noch einmal neu geschrieben. Wenn man den Ton hat, darf man sich eine Weile freuen: Weil es dann fließt. Und dann kommen die großen Zweifel, die am Projekt. Macht das überhaupt Sinn? Wer soll denn das lesen?

Wie wissen Sie, wann ein Text fertig ist?

Ich weiß es nicht. Ich weiß, wann die Figuren auserwählt sind, wann ich sie gehen lassen kann, aber nicht, wann ein Text fertig ist. Da hilft einerseits eine Deadline, und andererseits wird das Gefühl, ich hätte noch, ich könnte, ich hätte sollen, immer bleiben. Das ist in Ordnung so. Kein Text ist perfekt.

Haben Sie literarische Vorbilder? Lesen Sie zur Inspiration?

Ganz viele literarische Vorbilder. Sie wechseln, je nachdem, was ich gerade schreibe, in welcher Phase ich bin. Ich lese, manchmal bewusst zur Inspiration, manchmal, wenn ich in einem Text stecke und die Zweifel groß werden, bewusst aber eher Texte und Romane, die sich weit weg von dem bewegen, was ich gerade mache, um mich nicht verunsichern zu lassen.

Zu Ihrer Arbeit als Übersetzerin: Was macht eine gute Übersetzer:in aus? Wie sehr macht man sich das Werk von jemand anderem zu eigen?

Ich versuche, genau das zu nicht tun. Ich versuche, die Sprache des:der anderen zu finden. Das liebe ich, es ist ein solches Geschenk, und auch eine Ehre. Einen fremden Text transportieren zu dürfen. Es ist wie ein Spielfeld, wie ein Puzzle. Beinahe eine meditative Arbeit.

Wurden Ihre Bücher übersetzt? Wie geht man damit um? Muss man da einfach Vertrauen haben, wenn man die Sprache nicht spricht, in die übersetzt wird?

Ja, und loslassen können muss man. Einfach sagen: Das Buch zieht jetzt in die Welt hinaus. Ohne mich, in eine andere Welt, die ich nicht kenne. Und ich wünsche ihm viel Glück. Ein wenig vermutlich, wie wenn die Kinder ausziehen.

Wie gehen Sie damit um, wenn Sie ein Buch schreiben und es das Wort, das jetzt genau das richtige im Text wäre, in der Sprache, in der Sie gerade schreiben, nicht gibt?

Na, bei „Wer wir sind“ habe ich einfach das Russische genommen. Das war schön und hat sich so richtig angefühlt, dass ich nicht auf Teufel komm raus nach einer Übersetzung suchen musste. Ansonsten: Wenn ich beim Romanschreiben merke, dass es ein Wort nicht gibt, versuche ich, ein eigenes zu erfinden. Und darüber nachzudenken, warum es das in der jeweiligen Sprache nicht gibt, das sagt ja auch viel über die Sprache aus.

Zum Thema Covergestaltung: Wie stehen Sie zu dem Cover von „Wer wir sind“? Meinen Sie, dass, wenn beispielsweise ein männlicher Autor diese Geschichte erzählt hätte, auch dieses Cover gewählt worden wäre?

Vermutlich nicht. Aber ich bin ja eine weibliche Autorin, die von sich erzählt.

Auch in Ihrer Familie scheint es, spielen Attribute wie hohe Schuhe und eine bestimmte Vorstellung von Weiblichkeit eine Rolle. Sehen Sie sich als feministische Autorin? Spielt Feminismus eine Rolle in Ihrem Leben?

Feminismus spielt als Gedanke, als Haltung definitiv eine Rolle; ich weiß nicht, ob mich das zu einer feministischen Autorin macht. Jedenfalls schreibe ich, wenn ich schreibe, als jemand, der die Rolle der Frau in der Gesellschaft, auch in einem Roman, einer Szene, mit bedenkt.

Wie denken Sie, wäre Ihr Leben in Russland verlaufen? Meinen Sie, Sie wären auch Schriftstellerin oder Journalistin geworden? Oder ist es müßig über so etwas nachzudenken?

Müßig ist es definitiv, aber die Antwort taucht dennoch sofort auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nicht geschrieben hätte; ich habe das als Kind schon getan. Und gleichzeitig glaube ich, dass es ein schwerer Weg gewesen wäre, einer mit vielen Stolperfallen. Weil ich ganz sicher nicht das geschrieben hätte, was ins System passt – und das ist in Russland, nun ja, das muss ich vermutlich nicht ausführen.

Nach der Lektüre von „Wer wir sind“ war eine zentrale Frage für mich, wie die Protagonistin lebt, mit diesem permanenten Gefühl, für immer in der Schuld der Eltern zu stehen, „glücklich sein zu müssen für all die Menschen, die man liebt“. Stichwort: „Wir haben das (die Ausreise nach Deutschland) ja nur für dich gemacht!“

Manchmal wie ein pubertierendes Kind, das dagegen ankämpft, „das ist mein Leben!“. Und manchmal, wenn ich es schaffe, zwei Schritte beiseite zu treten, mir uns alle von außen anzusehen, mit Verständnis. Und eben mit diesem bedrückenden Gefühl, dass mein Leben und mein Glück manchmal nicht nur die meinen bleiben dürfen.

Sie schreiben über Lenas Scham, über das Verleugnen der eigenen Herkunft, auch über die Scham der Mutter über deren Herkunft. Mich interessiert: Wann kam der Moment, in dem Sie erkannten, wie stolz Sie sein konnten? Auf Ihre Familiengeschichte, Ihre Herkunft, die eigene Geschichte, Ihr Erbe, auf sich selbst?

Es gab keinen Moment. Es war ein Prozess, und ich glaube, dass er nicht abgeschlossen ist, dass er bis heute andauert. Es passiert in kleinen Schritten (und manchmal mache ich große Schritte rückwärts), immer wieder. Vielleicht als ich angefangen habe zu verstehen, dass ich nicht versuchen muss, jemand anders – also besonders deutsch – zu sein.

Können Sie manchmal einen Schritt zurücktreten und sich darüber freuen, dass Sie es tatsächlich geschafft haben, sich Ihren Kindheitstraum Schriftstellerin zu werden, erfüllt zu haben?

Ja, das kann ich. Und ich sollte, fällt mir gerade beim Antworten auf, das viel öfter tun.

„Diese Freuden des Westens. Erst als die Freuden sich in Selbstverständlichkeit verwandelt haben, fängt die Erinnerung an alles Verlorene zu schmerzen an. Für Tränen ist es dann zu spät, es ist irgendwie alles zum eigenen Leben geworden.“  Auch so ein tolles Zitat aus Ihrem Buch, das mich zu der Frage führt: Wo passen Sie am besten hin in der Welt? Gibt es einen Ort für Sie? Warum?

Es gibt keinen Ort, es gibt nur Momente. In denen ich mich geborgen fühle. Die können überall auf der Welt sein, sie hängen von den Menschen ab, von denen ich umgeben bin, vor allem aber von meiner inneren Stimmung. Davon, ob ich genau weiß: Jetzt, genau jetzt, stimmt alles. Oder wenn nicht alles stimmt, ist es in Ordnung für mich. Das ist ein innerer Ort; häufig finde ich ihn auf Reisen, oder wenn ich mich aus meiner Komfortzone heraus bewege.

Man erfährt im Buch, dass der entscheidende Moment zur Ausreise aus Russland, und für ein neues Leben in Deutschland, eine offene antisemitistischen Bedrohung gegen den Vater der Erzählerin war. Woher kam der Antisemitismus zur damaligen Zeit in Russland? Wie ertragen Sie die zunehmenden antisemitischen Straftaten (und zunehmenden antisemitischen Tendenzen im Netz) im heutigen Deutschland?

Die Sowjetunion war zusammengebrochen, das sorgte für eine Verunsicherung. Gleichzeitig fehlte es den Menschen an Geld, an Essen, alles, was sie kannten, war dabei, sich zu verändern, die Gräben zwischen Haben und Nicht-Haben wurden sichtbarer. Da wurde nach Sündenböcken gesucht: Das waren unter anderem die Jüd:innen.
Ich ertrage die antisemitischen Tendenzen nicht, sie machen mir Kopfzerbrechen und Sorgen. Genauso wie der zunehmende Rassismus, Antifeminismus, all diese Strömungen aus dem rechten Spektrum.

Arbeiten Sie schon an neuen Projekten, beispielsweise „einmal einen schwedischen Krimi zu schreiben“, wie Lenas Vater im Buch empfiehlt? Oder muss man sich nach so einem Mammutprojekt erst einmal erholen? Ist man da leergeschrieben?

Leer geschrieben bin ich nicht, aber zu vorsichtig, um etwas Neues zu beginnen. Als hätte ich alles, was ich kann, in den Roman gegeben, und müsste eben jetzt das Schreiben neu lernen. Obwohl ich eigentlich schon Figuren und einen Stoff im Kopf habe. Es dauert, vermutlich, bis ich diese Angst, dass ich einfach alles, was ich konnte, weg gegeben habe, überwunden habe. Solange arbeite ich an anderen Projekten, unter anderem einem Film.

Gibt es Traumprojekte schriftstellerischer Art?

„Wer wir sind“ war eins.


Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg als Tochter jüdischer Eltern geboren, emigrierte mit ihnen 1992 nach Deutschland. Sie ist Autorin von Romanen, Sachbüchern und Jugendbüchern, mit „Hochzeit in Jerusalem“ war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Heute lebt die Journalistin, Essayistin und Schriftstellerin mit ihrer Familie in München.

Lena Gorelik
Wer wir sind
Rowohlt Berlin, 320 S.