Familie – in welcher Konstellation und Größe auch immer – ist für die meisten Menschen als zentraler Ruhepol und Kraftquelle unverzichtbar. Zugleich birgt sie aber auch das größte Potenzial für emotionale Schieflagen: fünf Ratgeber für alle Familien in allen Lebenslagen! (Illustration: Verena Dürr/Herder)


»Tags einen kleinen Jungen wickeln, nachts meinen Mann nackt sehen, das war gewöhnungsbedürftig.« Der Übergang vom Duo zum Trio – dazu gibt es mittlerweile Tausende Ratgeber. »Eltern sein, Paar bleiben« der deutschen Journalistin Verena Carl richtet sich jedoch auch an Eltern mit Babys mit besonderen Bedürfnissen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, Patchwork-Eltern, aber auch an zwei Mütter bzw. Väter, die gemeinsam Eltern geworden sind. Interviews mit Therapeuten, Kommunikationsexpertinnen, sogenannte »Werkzeugkästen« mit praktischen Tipps, gewürzt mit einer Prise Tiefenpsychologie, runden das Ganze ab. Nach der Lektüre bleiben vor allem die Erfahrungsberichte der interviewten Eltern im Gedächtnis, wie etwa: Tiefschlaf ist manchmal wichtiger als Beischlaf.

Auch sie schätzen den guten Schlaf vor Mitternacht: Viel ist derzeit von sogenannten »Boomern« zu lesen, die Babyboomer-Generation, die sich bereits in Pension befindet oder diesen Lebensabschnitt bald vor sich hat. Für ihr Buch »Gemeinsam statt einsam. Wie wir im Alter leben wollen« haben die Journalistinnen Christiane Hastrich und Barbara Lueg die unterschiedlichsten Wohnformen rund ums Thema Alterswohnsitz selbst ausprobiert und ihre Erfahrungen inklusive kleiner Pro-und-Contra-Listen ausgewertet, sowie mit Gleichaltrigen darüber gesprochen, wie man im Alter zufrieden und selbstbestimmt leben kann. Wenn keine Familie da ist oder einfach die zeitlichen Ressourcen fehlen, muss sich eben eine »Ersatzfamilie« finden. Vorgestellt werden Wohnkonzepte wie Tinyhouse, Campingplatz, Mehrgenerationenhaus oder ein Bauernhof mit der Möglichkeit einer Pflegebetreuung. Gespickt ist das Ganze mit kleinen Illustrationen sowie passenden Zitaten aus Songtexten. Für all diese Alterspläne sollte man allerdings die nötigen finanziellen Mittel am Konto haben. Okay, Boomer!


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Für Menschen mit Kindern, deren Pension aber noch ein paar Jährchen entfernt ist, ist folgendes Buch gedacht und richtet sich in erster Linie an Eltern von 2- bis 11-Jährigen. Die etwas misslungene deutsche Übersetzung »Wenn du von der Arbeit kommst, finde ich dich voll blöd, Mama« soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Spezialistin ihres Fachs, die studierte Entwicklungspsychologin Anita Clare, fundierte Erziehungstipps liefert. Als Mutter von zwei Kindern betreibt die Engländerin einen Internetblog und hat mit Tausenden gestressten berufstätigen Eltern gearbeitet. Ihre Methode orientiert sich an der »positiven Psychologie« und bietet einfache, nachvollziehbare Strategien, um vom Arbeits- in den Erziehungsmodus umzuswitchen und mit der Familie trotz Arbeitsmühle möglichst ungestresst durch den Alltag zu kommen – ganz ohne zu fluchen.

Verena Carl, „Eltern sein, Paar bleiben. Besserer Austausch, mehr Selbstfürsorge, weniger Stress“ (DK Verlag), 164 S.

Christiane Hastrich, Barbara Lueg, „Statt einsam gemeinsam. Wie wir im Alter leben wollen“ (Eisele), 320 S.

Anita Cleare, „Wenn du von der Arbeit kommst, finde ich dich voll blöd, Mama“ (Heyne), 304 S.


»Scheiße«! Nicht gerade der klassische Anfang eines Ratgebers. Laura Wilke und Benjamin Kuhlhoff haben jeweils zwei Kinder und besprechen wöchentlich in einem Podcast bei einem kühlen Blonden das Elternsein und Elternwerden, über Dammrisse bei der Geburt oder Momente des Zweifels. Geschrieben in locker-lässigem Ton haben sie ihre Gespräche nun in das Buch »Bring Bier mit, wir müssen über Kinder reden« gegossen und wechseln sich darin in der Schilderung ihrer persönlichen Erfahrungen ab. Für vegetarische und nicht-vegetarische Prenzlauer-Berg-Muttis und -Vatis geeignet – oder die, die es noch werden wollen.

»Du weißt doch, dass wir fleischlos leben, also bitte bring nicht wieder Bockwürste mit!« – »Aber die Kinder lieben sie doch so.« Wie lassen sich solche Konflikte zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen? Der Ratgeber von Familien- und Paarberater Sascha Schmidt holt Oma und Opa in die Familienaufstellung hinein und konzentriert sich in »Glücksfall Großeltern« auf die manchmal nicht immer einfache Beziehungskiste zwischen Großeltern, Eltern und Enkeln. Schmidt zeigt auf, wie man zwischen der Rolle als autonomer Elternteil seines Kindes und als Kind der eigenen Eltern hin- und herswitchen kann und welche Möglichkeiten es gibt, die Beziehungen der drei Generationen zu optimieren. Das eingangs skizzierte Fallbeispiel wurde übrigens so gelöst: Bockwürste nein, Süßigkeiten ja.


Laura Marie Wilke, Benjamin Kuhlhoff, „Bring Bier mit, wir müssen über Kinder reden“ (Goldmann), 240 S.

Sascha Schmidt, „Glücksfall Großeltern“ (Herder kizz), 64 S.