Aktuelle Gartenratgeber sind mehr als prakti­sche Handlungsanweisungen. Sie zeigen auch, wie wertvoll und einzigartig die Natur ist. (Bild: Löwenzahn/John Walters)


Ein Garten schenkt Glücksmomente. Aber er macht auch ziemlich viel Arbeit, wenn man ihn erfolgreich bepflanzen möchte. Zwischen diesen beiden doch sehr konträren Polen bewegen sich aktuelle Gartenbücher. Während die einen den philosophischen Überbau beleuchten, geben andere eher praktische Anleitungen, was wann zu tun ist. Bei beiden Richtungen merkt man aber, dass ein Garten nicht einfach nur ein Garten ist. Er wird als Regenerations- oder Meditationsraum betrachtet, als Ort des Dialoges mit der Natur, als schützenswertes Biotop und als Hort gegen den Klimawandel. Man könnte auch sagen: Die Unschuld ist verloren gegangen, uns ist bewusst, wie wertvoll und einzigartig die Natur ist. Und wie gefährdet. Wie wichtig es ist, sie zu pflegen. Der eigene Garten ist dabei oft der erste Schritt Richtung Nachhaltigkeit. Eine grüne Oase, die symbolisch an Wert gewinnt.

Die in Bayern lebende Japanerin Miki Sakamoto spricht in ihrem Buch »Zen und das Glück, im Garten zu arbeiten« von Niwayoku-Erfahrungen (»niwa«=Garten, »yoku«=Baden). Sie sucht im Garten meditative Entspannung, lernt Gelassenheit: Mit der Zen-Haltung nimmt man hin, was sonst als Fehlschlag empfunden wird. Man kennt keine Schädlinge, sondern betrachtet sie als Mitspieler. Sie sitzt mit einem Tee im Garten, beobachtet die Vögel und möchte anregen, das scheinbar Profane wieder schätzen zu lernen und über das Selbstverständliche nachzudenken.

Auch für den Gärtnermeister Burkhard Bohne, der seit 1990 Technischer Leiter des Arzneigartens der TU Braunschweig ist, ist der Garten ein lebendiges Wesen. »Die Botschaft der Pflanzen« ist eine Art Biografie, wie er dazu gekommen ist, eine Leidenschaft für die Natur zu entwickeln, aber auch eine Anleitung, unser Verhältnis neu zu überdenken. Er betrachtet Pflanzen als »grüne, bunte Freunde«, macht Pflanzenmeditationen, erzählt ihnen in Gedanken, dass er ihre Energie aufnehmen möchte. Er fragt, ob sie ihm etwas mitteilen wollen, ob er etwas für sie tun kann. Das kann mitunter sehr esoterisch werden, durch sein profundes Wissen bekommt man trotzdem viel historisches und aktuelles Wissen vermittelt.

Um verlorenes Wissen und wiedergewonnene Empathie zur Fauna und Flora geht es auch in Brigit Strawbridge Howards »Dancing with Bees. Meine Reise zurück zur Natur«. Am Anfang stand bei ihr die schockierende Erkenntnis, so gut wie nichts über heimische Vögel, Bienen und Bäume zu wissen. Ihr Buch dokumentiert den Versuch, erneut eine Verbindung mit der Natur herzustellen. Dabei faszinieren sie vor allem Bienen, über die sie möglichst viel erfahren möchte. Ihre Neugierde ist enorm ansteckend.


Miki Sakamoto, „Zen und das Glück, im Garten zu arbeiten“ (Aufbau), 256 S.
Burkhard Bohne, „Die Botschaft der Pflanzen“ (Rowohlt), 256 S.
Brigit Strawbridge Howard, „Dancing with bees. Meine Reise zurück zur Natur“ (Löwenzahn), 368 S.
Peter Janke, „Mein Garten im Wandel des Zeitgeistes und des Klimas. Ökologisch, pflegeleicht (Becker Joest Volk), 312 S.


Ökologisch, pflegeleicht, stilbewusst: Der Gartendesigner Peter Janke erzählt in »Mein Garten im Wandel des Zeitgeistes und des Klimas« von seiner Pflanzenleidenschaft. In seinem 14.000 Quadratmeter großen Gartenparadies im Westen Deutschlands wuchert es, sein Garten ist eine faszinierende Mischung aus Ordnung und Wildwuchs, aus imposantem Gesamtkonzept und kleinen, gemütlichen Nischen. Viel Wert wurde auf die Fotos gelegt, die Jankes Gartenwelt ein ganzes Jahr lang dokumentieren. Praxisorientiert erzählt er von Pflegemaßnahmen, gibt Anleitungen für ökologisch sensibles Gärtnern und Tipps, wie man Nistflächen für Vögel, Fledermäuse, Eichhörnchen, Siebenschläfer und Insekten zur Verfügung stellen kann. Wie man Plastik vermeiden kann, selbst bei Bewässerungssystemen, erklärt er auch. Jankes Garten ist ein Gesamtkunstwerk, und trotzdem ist sein Buch nicht abgehoben, auch Anfänger können sich hier viel Wissen holen.

Doris Kern wiederum sieht in »Verlockende Blüten« den Garten – aber auch Felder und Wiesen – als große Kräuterküche. Sie schätzt nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch, was sie uns zur Verfügung stellt. Veilchen werden da zu einem Sirup, Kirschblüten oder Gänseblümchen zu einem Lippenbalsam. In 80 Rezepten wird die Schönheit und Kraft von Blüten gefeiert. Es wird gezeigt, welchen Vorrat man bereits im Sommer für lange Wintertage anlegen kann.

Ein wenig abstrakter gehen die 50 Themenkärtchen mit dem Titel »Floriografie. Blumen und ihre Bedeutung« an den Garten heran. Auf ihnen sind die Biografien der Pflanzen vermerkt, wofür sie stehen, was sie historisch bedeutet haben. Im Elisabethanischen Zeitalter glaubte man, dass Nelken die Macht hätten, Menschen vor der Hinrichtung zu bewahren. Und zur berühmten Kirschblüte in Japan: Das Wort »sakura« bedeutet blühen, aber auch lächeln.

Und die Journalistin Christa Hasselhorst erinnert uns daran, dass die Liebe zum Garten keine neue Entdeckung ist. In »Zwischen Schlosspark und Küchengarten. Das Paradies ist überall« besucht sie die Gärten von Politikern wie Winston Churchill oder Modemacher Christian Dior, der sich vom rosengefüllten Garten seiner Kindheit zu extravaganten Roben inspirieren ließ. Auch Friedrich Hölderlin feierte den Garten – nicht ganz uneigennützig: Schließlich promenierte er dort mit seiner Geliebten.


Doris Kern, „Verlockende Blüten“ (Anton Pustet), 256 S.
Rowan Blossom/Alice Tye, „Floriografie. Blumen und ihre Bedeutung“ (Laurence King), 50 Karten
Christa Hasselhorst, „Zwischen Schlosspark und Küchengarten. Das Paradies ist überall“ (Corso/Römerweg), 224 S.


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