Neue anregende, erhellende, heilende Büchern über Wandern, Wildnis, Verlaufen und Sich-Finden, Wald und Berge und deren Heilkraft sowie über hochalpine kulinarische Genusswelten. (Foto: Felix Mittermeier-pixabay.com)


Wandern ist eine Kunst. Davon ist Baptiste Morizot, der Philosophie an der südostfranzösischen Université Aix-Marseille lehrt, nicht nur zutiefst überzeugt. Sondern er führt es in „Philosophie der Wildnis oder Die Kunst, vom Weg abzukommen“ vor. Wandern ist zugleich viel mehr als nur Bewegung. Es ist, so Morizot, die Kunst, Geopolitik zu betreiben, indem man unsichtbaren Wesen nachspürt. Einfach losgehen. Mit Vergnügen sich verlaufen. Den Boden unter den Füßen spüren. Wir müssen, schreibt der 37-Jährige mit sanfter Ironie, intelligentes Leben nicht zwanghaft im All zu suchen versuchen, wenn es doch „wunderbar vielgestaltig auf der Erde existiert“, direkt vor unseren Augen. Morizot geht es in klarer, durchsichtiger Sprache auch um Magie. Um die Magie des Aufspürens, des Hinsehens, des Kraft Schöpfens in der Natur, um die Magie der Spurensuche. Diese ist für ihn vor allem eins: „eine Kunst, heimzukommen“, sich zu Hause wiederzufinden. Und dafür auch die richtigen, einfühlsamen Worte zu finden. Es ist, wie Vinciane Despret in ihrem feinen Nachwort es nennt, eine experimentelle Poetik unter freiem Himmel. Wohin gehe ich morgen? Diese Frage stellt man sich umgehend am Ende dieses Buches.


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Was Gesundheit ist, wissen wir alle. Tatsächlich? Ist Gesundheit, das lernen zumindest Humanmediziner, lediglich der Übergangszustand zur Krankheit, die dann behandelt wird? Maximilian Moser ist Ordinarius für Medizin in Graz und steht dem Human Research Institute für Gesundheitstechnologie und Präventionsforschung vor. Sorgsam und durchweg verständlich, dazu schön illustriert, zeigt er mit seinem Buch „Kerngesund mit der Kraft des Waldes“ auf, wie man kerngesund bleibt. Durch Achtsamkeit, ausgewogene, klug diätetische Ernährung und eine Schulung der Sinne, die vom hektischen digitalen Leben ausgetrocknet und verstopft sind. Gerade das Erleben im Wald, mit konkreten Beobachtungen und konzentrierter Verlangsamung, mache es möglich, den eigenen Körper neu zu spüren und ein die Welt und deren limitierte Ressourcen schonendes Verhalten zu entwickeln. Die Spitzenmedizin der Zukunft wird, davon ist Moser überzeugt, Gesundheitskultur sein. Und nicht die bisherige Krankheitskultur.

Dass Gesundheit buchstäblich vor der Hausschwelle liegt, ist das überraschend? Eher weniger. Doch wie umfassend gut die alpine Bergwelt tun kann und wohltuend auf den Organismus wirkt, das zeigen Arnulf Hartl, Leiter des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatklinik in Salzburg, der sich seit Langem mit den Wirkungen von Bewegung in der Natur beschäftigt, und die steirische Journalistin Christina Geyer in „Heilkraft der Alpen“. Denn die Alpen heilen. Das ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Nicht nur auf Grund der Luft, beispielsweise bei asthmatischen und anderen Atemwegserkrankungen. Sondern Bewegung ist erwiesenermaßen ein scheinbar harmloses, jedoch ganzheitlich anschlagendes Antidepressivum und ersetzt manchmalauch osteopathische Behandlungen. Auch auf Emotionen wirken sich die Berge aus. Wandern stärkt Zusammenhalt und festigt Paarbindungen.

Meredith Erickson, zwischen Mailand und Montréal, Kanada pendelnd, ist eine ausgewiesene, renommierte Autorin in Sachen Gastrothemen. Zudem ein Tour-Guide in den Alpen. Beides fü̈hrt sie in ihrem „Alpen Kochbuch“ zusammen. Speisen und Gerichte aller gastronomischer Saisonen aus Italien, Österreich, der Schweiz und Frankreich präsentiert sie in ihrem visuell opulenten Band. Da findet man von Suppen bis zu Käsesorten, vom Toggi-Schnitzel (aus Toggenburg in der Schweiz) zum Zirbenschnaps aus Kötschach-Mauthen in Kärnten, Fisch und Fleisch, Würste und Fondues, vom Halbgefrorenen mit Honig und Gelée Royal bis Tartiflette, Soufflés oder der Mont-Blanc-Torte eine umfassende Auswahl des Besten, Schmackhaftesten und kulinarisch Originellsten, was die mitteleuropäischen Alpen zu bieten haben. In ihren Begleittexten zu den atmosphärischen Fotografien Christina Holmes‘ merkt man sehr schnell, dass Erickson eine mehr als routinierte und gefragte Reisejournalistin und Food-Autorin ist, die viele Informationen leichthändig und mit erzählerischer Verve ausbreitet.


Die Bücher:

Meredith Erickson, „Alpen Kochbuch. Rezepte und Geschichten von Europas Gipfeln“ (Prestel), 356 S.

Arnulf Hartl, Christina Geyer, „Heilkraft der Alpen“ (Bergwelten), 224 S.

Baptiste Morizot, „Philosophie der Wildnis oder Die Kunst, vom Weg abzukommen“ (Reclam), Übers. v. Ulrich Bossier, 192 S.

Maximilian Moser, „Kerngesund mit der Kraft des Waldes“ (Servus), 192 S.